Arbeitskreis Internationale Jugendarbeit
mit Israel im Kreis Wesel e. V.

Arbeitskreis Internationale Jugendarbeit mit Israel e. V.

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Bikernieki und Rumbula

Freitag, 22.10.2004

Halbtagesexkursion zu den Erschießungsorten in den Wäldern von Bikernieki und Rumbula

Während der Fahrt nach Bikernieki erfahren wir, dass unser Zielort die größte Massener-
mordungsstätte in Lettland war. Erst vor 3 Jahren, a. 30. Nov. 2001, wurde das Mahnmal, wie wir es jetzt vorfinden, als Ort des Gedenkens und Erinnerns vom Riga-Komitee und dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge eingeweiht.

Von Mitte August bis November 41 wurde in Riga das 1. Ghetto mit 25000 Menschen errichtet. Friedrich Jeckeln sollte hier die „Judenfrage lösen“. Die ankommenden Juden wurden zunächst selektiert; die Jüngsten und Kräftigsten kamen in das kleinste Ghetto und die zur Vernichtung bestimmten Juden mussten ins große Ghetto und dann nach Rumbula, der größten Ermordungsstätte. Hier wurden systematische Tötungen innerhalb von 10 Tagen aktionsmäßig durchgeführt. 1944 befahl Himmler die Vernichtung sämtlicher Zeugen und jeglichen Beweismaterials durch Feuer. Dieses geschah hauptsächlich durch Häftlinge des KZs Kaiserwald.

Später, während der Sowjetokkupation, sprach man nicht über den Holocaust. Die wenigen überlebenden Juden durften nicht zu ihren Gedenkstätten.

Heute gilt es die geschichtliche Wahrheit zu erfahren und ihrer zu gedenken und sich zu erinnern. Hierzu wurde in Bikernieki für die Ermordeten jeder Gemeinde, unter Mitwirkung des Letten Sergej Riz, ein Gedenkstein errichtet.

So findet unsere Gruppe den zentralen Gedenkplatz auch mit Feldern von Granitsteinen der Stadt Düsseldorf mit 1700 Deportierten – 65 Menschen aus Moers - und Krefeld mit 305 Opfern vor. Paul Süßer, Otto Laakmann und Heinz Walther lesen abwechselnd die Namen der ermordeten Moerser vor und anschließend legt jeder von uns an beliebiger Stelle seine Rose nieder.

Wir fahren weiter nach Rumbula, wo vorwiegend Juden aus Lettland den Tod fanden. Die Menschen, die bei großer Kälte vom großen Ghetto 12 km entfernt hierher laufen mussten- viele erfroren schon auf dem Weg- wurden von Einheimischen und der lettischen Polizei bewacht und, nachdem sie sich vor den Gruben aufgestellt hatten, erschossen, so dass sie direkt in ihr Grab fielen. Viele von ihnen wurden später auf dem alten Friedhof von Riga begraben.

Erleichtert hören wir den Geschichten von Überlebenden zu, wie dem 13-jährigen Jungen, der von einem Polizisten in einen Graben am Weg gestoßen wurde, als ihm schlecht wurde und er würgte oder einem Mädchen, das vor Angst in einen Graben voller Leichen fiel und dort die Kontrollen erfolgreich abwarten konnte.

Die Gedenkstätte in Rumbula wurde 2002 mit finanzieller Hilfe Lettlands, Israels, der USA, Deutschlands und privater Spender wieder hergerichtet, ist aber nicht fertig, da immer noch neue Namen hinzu kommen.

Die Steine hier tragen Familiennamen, auch die russischer Opfer. Die ersten wurden schon 1964 unter dem sowjetischen Regime von Aktivisten der Riga´s Jewish Community errichtet. Es war damals das einzige jüdische Denkmal für die Opfer des Nazi Terrors auf dem Territorium der UDSSR.

Wir gehen ein Stück des Waldweges, dem „Weg des Todes“, der uns von der zentralen Gedenkstätte zu einzelnen Grabfeldern führt, die aber heute nur Symbole sind. Sie sind mit Kantsteinen eingefasst und durch Naturstein-Stelen gekennzeichnet. Entlang des Weges stehen Betonstelen mit dem Davidsstern, dem Kreuz und dem Dornenkranz, die für die Ermordeten unterschiedlichen Glaubens und verschiedener Nationalität stehen.

Auf der Rückfahrt nach Riga passieren wir noch die „Moskauer Vorstadt“, einem jüdischen Ghetto mit 28000 Menschen, von denen lediglich 400 gerettet wurden.
Uta und Hartmut Rösler