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Fahrt nach TrakaiNach der Rundfahrt durch die Neustadt von Vilnius machten wir uns auf die Fahrt nach Trakai,das in einem ausgedehnten Nationalpark 28 km westlich von Vilnius liegt. Es besteht aus dem Ort Trakai( Senieji Trakai ) und der Burg. Leider regnete es auf der Fahrt dorthin, aber es war doch ein malerischer Anblick, als wir durch den Ort Trakai fuhren und dann die mächtige , aus roten Ziegelsteinen erbaute Burg erblickten, die inmitten dreier Seen auf einer kleinen Insel liegt.
Die Stadt Trakai hat etwa 6000 Einwohner. Hier leben auch noch viele Karäer. Insgesamt gibt es noch 275 Menschen karäischen Glaubens, davon 32 Kinder unter 16 Jahren, 9 leben im Ort Trakai. Ihre bunt bemalten Holzhäuser – meist in den Farben Gelb und Grün- erkennt man daran, dass sie drei Fenster zur Straßenfront haben, eins für die Familie, eins für Gott und eins für den Großfürsten. Im Innern sind sie in einen Teil für Männer und einen für Frauen eingerichtet.
Die Burg Trakai ist die einzige Wasserburganlage im Baltikum.
Im Mittelalter war Trakai der Sitz des Großfürsten und die Hauptstadt sowie der ständige geistige Mittelpunkt des litauischen Fürstentums. Dessen Gebiet erstreckte sich zeitweise bis zum Schwarzen Meer und zur Krim. Durch die Heirat der ungarischen Fürstentochter Hedwig mit Vladislaw Jagiello, einem Bruder des Regenten Vytautas, im Jahre 1386 wurde die Christianisierung in Litauen eingeführt, ebenso die Dreifelderwirtschaft und eine Ständegesellschaft.
Vytautas wurde um das Jahr 1350 auf Trakai geboren, er kann als der Begründer des großlitauischen Fürstentums bezeichnet werden,.
Die Burganlage wurde im 14. und 15. Jahrhundert erbaut, anfangs als Wehrburg gebaut und ausgeführt. Der Komplex besteht aus dem Fürstenpalais, das von einer Verteidigungsmauer umgeben ist und einer Vorburg, die vom eigentlichen Schloss durch einen tiefen Wassergraben getrennt ist. In dem herrlichen großen Hauptsaal mit seinem wunderbaren gotischen Kreuzgewölbe wurde der Sieg über den Deutschen Orden ( Schlacht bei Tannenberg 1410 ) 14 Tage lang gefeiert.
Von nun an verlor die Burg ihre Funktion als Wehrburg, sie wurde die Residenz der litauischen Großfürsten und diente vor allem zur Repräsentation und zu Festlichkeiten. Im Jahre 1430 wollte Vytautas seine Krönungsfeier hier abhalten, wurde aber durch einen Überfall polnischer Adliger daran gehindert. Nach seinem Tod verfiel die Burg, sie wurde im 17. Jahrhundert während eines Krieges mit Moskau fast vollständig zerstört.
Erst im Jahr 1926 wurde sie konserviert und nachdem zweiten Weltkrieg begann der Wiederaufbau.
Heute ist Trakai das beeindruckendste Festungsbauwerk in Litauen.
Der fünfstöckige Burgfried dominiert den Gebäudekomplex. Durch die Toreinfahrt gelangt man in den Burghof des gotischen Fürstenpalastes. Früher gab es eine Zugbrücke und ein Fallgitter, das die Burganlage schützte. Die Räume des Fürstenpalastes sind rund um den rechteckigen Innenhof angeordnet. Die einzelnen Gemächer sind durch hölzerne Galerien miteinander verbunden.
Wahrscheinlich bewohnte der Fürst die Räume in der ersten Etage. Die Wände sind mit Fresken dekoriert, die Decken sind mit sternförmigen Gewölben versehen, zur Dekoration verwendete man verschieden geformte Ziegelsteine sowie Bleiglas und glasierte Kacheln.
Seit 1962 ist die Burg Trakai ein historisches Museum mit einer umfangreichen Sammlung an Kunstgewerbe, Glas, Porzellan und Pfeifen aus dem 18. Jahrhundert. Sie beherbergt auch eine repräsentative Sammlung von Dingen, die zur Kultur der Karäer gehören.
Im Ort Trakai besuchten wir das kleine Museum der karäischen Kultur. Es wurde von S. Shapsal, dem letzten karäischen Priester in Litauen( 1873- 1961) gegründet und gibt einen guten Überblick über die Lebensweise und Kultur der Karäer. Aus der ganzen Welt wurden die Trachten, Bilder, Waffen und häusliche Gerätschaften zusammengetragen. Besonderes Interesse weckte bei uns der eigenartige Gebrauch von Löffel und Pfeife in einem Kinderbettchen!