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AnreiseFrüh um 4.15 Uhr alle Mann/Frau rein in den Bus. Es herrscht Aufgeregtheit, Vorfreude, Reisefieber - aber auch Müdigkeit. Fahrt nach Frankfurt. Rein ins Flugzeug, durchzählen, alle da. Um 12.50 Uhr Ortszeit sind wir auf estnischem Boden. Unsere Reiseleiterin Nicole holt uns ab und es geht mit Bus und Fahrer Sascha zum Hotel Ilmarine. Das Hotel ist erst 1 Jahr alt und ziemlich nobel. Wir kommen hier um 14.00 Uhr an. Um 15.00 Uhr geht's mit dem Bus zum Domberg. Von hier oben gibt es einen sehr schöner Blick auf die Stadt. Von jetzt an geht's zu Fuß weiter, durchzählen, fehlt da nicht einer? Das Wetter ist eher bescheiden, aber wir sind mit Schirm, festem Schuhwerk und Mützen gut ausgerüstet. Unsere Stadtführerin Amelie weiss eine Menge über Tallinn. Sie gibt ihr Wissen an uns weiter und führt uns zu allen wichtigen Sehenswürdigkeiten. Wie wir so vor der Domkirche stehen und gespannt den Ausführungen Amelies lauschen, hauts mich irgendwie aus den Latschen. Ich lieg der Länge nach auf dem Kopfsteinpflaster (Mittelalter!!!!), steh aber sofort wieder auf. Es ist nichts passiert, und Gott sei Dank hats kaum jemand bemerkt, ich stand ja ganz hinten.
29 % aller Einwohner Estlands leben in der Hauptstadt Tallinn. Vor 10 Jahren lief hier im Hafen die Fähre Estonia aus, die aus ungeklärten Gründen direkt vor dem Hafenbecken sank. Über 850 Menschen fanden seinerzeit den Tod. Die Stadt hat einen nahezu vollständig erhaltenen mittelalterlichen Kern. 1997 wurde sie in die Liste der Weltkulturerben der UNESCO aufgenommen. Finnen kommen gerne über die nur 35 km entfernte Grenze. Es gibt hier in Tallinn so herrliche Mitnahmeartikel, manche mit einem Gehalt von bis zu 80 %.
Die Geschichte Tallins ist recht wechselvoll. Der 1280 vollzogene Beitritt zur Hanse machte die Stadt für mehrere Jahrhunderte zum wichtigen Wirtschaftszentrum. Im 15. Jh hatte Tallinn seine Blütezeit, weitreichende Handelsverbindungen sorgten für eine durch vielfältige Einflüsse bereicherte Kunst. Aus dieser Periode stammen die bedeutendsten Bauwerke der Altstadt. Kriegsbedingt geriet Tallinn unter verschiedene Herrschaften. Mal waren es die Schweden, dann die Russen. Nach dem 1. Weltkrieg gab es von 1918 bis 1940 eine erste kurze Unabhängigkeit. Die deutsche Wehrmacht marschierte 1941 in die Stadt ein. Als sie 1944 diese wieder verließ, waren etwa die Hälfte aller Wohnhäuser zerstört. Der Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg brachte den Zuzug einer erheblichen Anzahl von Russen mit sich.
Tallinn war das Zentrum der estnischen Unabhängigkeitsbewegung. Das Sängerfest von 1988 mit über 25.000 Teilnehmern war eine Demonstration des Selbstbestimmungswillens, der dazu führte, dass Tallinn seit 1991 wieder Hauptstadt der Republik Estland ist.
Auf Anraten unserer Reiseführerinnen gehen wir zum Abendessen ins Restaurant „Peppersack" oder die „Oude Hanse". Es gibt lebendiges Mittelalter in Form von Ausstattung, Musik und hübscher Bekleidung der Bedienung. Das Essen entspricht heutigem estnischen Standart. Da es doch ein anstrengender, langer Tag war, geht's auch bald zurück ins fußläufig gut erreichbare Hotel (immer die Pieck entlang, an der dicken Margarethe links ab).
Ilona und Harald Benthin