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Jugendbegegnung Moers 2003 |
Programmstruktur |
Begegnung der Religionen |
Besuch der Bundeshauptstadt Berlin |
Erinnerung und Versöhnung |
Auswertung und Präsentation |
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Bericht über die Jugendbegegnung in Moers 2003
Programmstruktur
Kennenlernen in der Gruppe
Die Jugendlichen beider Länder haben das vorgegebene Programm bis auf wenige Ausnahmen zusammen durchgeführt. Vom 08.10. bis zum 18.10.03 waren die israelischen Jugendlichen in deutschen Familien untergebracht, sodass ein gegenseitiges Kennenlernen gewährleistet war. Somit konnten die Lebensge-wohnheiten, Sitten und Gebräuche der Gastgeberfamilien intensiv beobachtet und erlebt werden.
Vom 19.10. bis zum 22.10.03 lernten sich die Jugendlichen beider Gruppen während ihres Berlinaufenthaltes ebenfalls durch die gemeinsame Unterbringung im „Youth-Hostel am Bahnhof Zoo“ und während des Programmablaufes näher kennen.
Themen und Diskussionen
Am 13.10. und 15.10.03 nahmen die israelischen Jugendlichen am Gruppen- unterricht der Gastgeberschüler im Mercator Berufskolleg Moers teil:
a) Im Politikunterricht wurde das Thema „Wer sind wird – und wie lebt man in beiden Ländern?“ in Form von Interviews, Arbeitsbögen und einer anschließenden Auswertung behandelt. Bemerkenswert war die Aussage der 15-jährigen Ina: “Es ist sehr schön in Israel zu leben. Wir führen ein ganz normales Leben dort; tun das, was andere Menschen in anderen Ländern auch tun. Die Sache mit dem Terror und der Gewalt in Israel wird hier im (deutschen) Fernsehen immer übertrieben dargestellt. In Wirklichkeit ist es kein großes Problem für uns“.
b) Die Gruppenarbeit im Englischunterricht hatte den persönlichen Tagesablauf des Schüleralltags in beiden Ländern zum Inhalt. Zusätzlich ging es auch um politische Fragestellungen und die Einstellung zu den Menschen beider Völker. Es konnten auch Hobbys, Lieblingsspeisen und sonstige Dinge des Alltags erfragt und beantwortet werden. Die Stunde stand unter dem Thema „Helping Questions“.
21.10.03: Empfang und Gespräch mit dem Bundestagsabgeordneten Siegfried Ehrmann. Bei diesem Empfang in den Räumen des Bundestages gab Herr Ehrmann den deutschen und israelischen Gruppenteilnehmern einen ausführlichen Überblick über den demokratischen Aufbau der Bundesrepublik und ihren Verfassungsor - ganen. Zur Sprache kam nach Rückfrage einiger Teilnehmer/Innen die unter- schiedliche Parteienlandschaft mit ihren politischen Schwerpunkten.
Das Thema „Integration“ in Israel und Deutschland und die damit verbundenen Schwierigkeiten von Immigranten und Asylanten wurde sehr differenziert ausgetauscht und diskutiert.
Kennenlernen der Geschichte in der näheren Region
a) Am 13.10.03 fand eine Exkursion nach Xanten statt, in der die Gruppe die römische Historie der Stadt und ihre Gegenwart kennenlernte. Während eines Rundganges besichtigten die Teilnehmer den belebten Marktplatz, eine alte Getreidemühle und ein Schokoladenmuseum.
b) Am 15.10.03 wurden während des Empfangs durch die stellvertretende Bürger- meisterin der Stadt Moers Ute Schmitz die Entwicklungsgeschichte und die gegenwärtige Situation der Menschen in Moers und Umgebung dargestellt. Dies war eingerahmt von einer sehr freundlicher Begrüßung und dem Austausch von Gastgeschenken. Anschließend wurden die Gruppenteilnehmer durch die Innenstadt zum Jüdischen Mahnmal geführt, um im Rahmen einer Erinnerungs- feier der deportierten und ermordeten Moerser Juden zu gedenken.
Danach besuchte die Gruppe den Industriepark Duisburg-Nord und den Duisburger Innenhafen, um die industrielle Entwicklung der Region kennen zu lernen.
c) Am 17.10.03 konnte durch eine Besichtigung des nahegelegenen Krefeld-Linn und der krefelder Innenstadt die Lebenskultur am Niederrhein und deren Entwicklungsgeschichte (Burgbereich, Baustile, Wasserläufe, Geologie, Stadtentwicklung, Industrie und Kultur) erfahren werden.
Exkursionen in NRW
a) Ihm Rahmen einer Fahrt am 10.10.03 in die ehemalige Bundeshauptstadt Bonn wurde die Ausstellung im „Haus der Geschichte“ besucht, um die Entwicklungsgeschichte der BRD bis in die Gegenwart zu studieren.
Die Führung fand in englischer Sprache statt. Besondere Aufmerksamkeit schenkte die Gruppe dem sehr gut dargestellten Bereich zum Thema Holocaust.
Zum Ausklang der Fahrt besuchte die Gruppe den Drachenfels.
b) Am 14.10.03 fuhr die Gruppe nach Köln. Dies wurde verbunden mit einer Führung durch den historische Stadtkern von Köln. Auf dem Rückweg wurden die Innenstadt von Düsseldorf, das Landtagsgebäude und der nahegelegene Fernsehturm besichtigt.
Fahrten ins Grenzland
a) Am 09.10.03 wurde die israelische Gruppe am Flughafen Amsterdam in Empfang genommen und begrüßt (Abflug der Gruppe am 08.10.03 in Tel Aviv).
Noch am gleichen Tag bekam die israelische Gruppe durch den Besuch des Anne-Frank-Hauses in Amsterdam einen Eindruck der Vergangenheitsbewältigung auch im Nachbarland. Das Tagebuch der Anne Frank hilft deutschen und israelischen Schüler/Innen, trotz des Todes von Anne Frank und ihrer Familie, an eine gerechtere und versöhnlichere Zukunft aller Völker zu glauben.
Vor der Weiterfahrt zu den Gastgeberfamilien in Moers erlebten die israelischen Schüler eine interessante Grachtenfahrt in Amsterdam.
b) Am 16.10.03 fand eine gemeinsame Fahrradtour durch den Freizeitpark Hooge - Veluwe in Arnheim statt. Mit diesem Programmpunkt konnte die Bedeutung des Fahrrades für die holländisch niederrheinische Region vermittelt werden.
Freie Programmgestaltung in den Gastgeberfamilien
Am 11.10./12.10.03 und 18.10.03, ebenso an programmfreien Nachmittagen und Abenden, konnten die Jugendlichen und ihre Gastgeber die Freizeit individuell gestalten. Dies geschah durch Familienfeiern, Einkaufs- und Spazierfahrten sowie miteinander gestaltete Partys.
Programmänderungen
09.10.03: Aus zeitlichen Gründen musste auf den Besuch der Portugiesischen
Synagoge in Amsterdam verzichtet werden.
18.10.03: Der vorgesehene Abschlussabend in Moers im IKM – Intern. Kulturkreis
Moers mit allen Teilnehmern wurde aus organisatorischen Gründen in die
Räume der evangelischen Kirchengemeinde Moers-Hochstrass verlegt.
Die Gastgeberfamilien spendeten ein sehr ansehnliches Buffet.
Nachdem sich die israelischen Leiterinnen bei den Familien für die herz-
liche Aufnahme und Fürsorge bedankt hatten, klang der Abend mit einer
Ton-Dia-Show über das bis dahin stattgefundene Programm aus.
Begegnung der Religionen
Besuch der Synagoge im Innenhafen von Duisburg
Nach der Besichtigung des Industrieparks Nord am 15.10.03 besuchte die deutsch-israelische Gruppe die Synagoge. Der Vorraum der Synagoge war aufgrund des Laubhüttenfestes in dieser Zeit mit entsprechenden Requisiten geschmückt. Die Bedeutung dieses Festes wurde den nichtjüdischen Teilnehmern erklärt.
Eine duisburger Jüdin der Gemeinde erklärte und beantwortete die Geschichte der duisburger Juden und die sich daraus ergebenden Fragen der Gruppe.
Z.B.: Wie gefährlich ist es, als Jude in Deutschland zu leben angesichts der polizeilichen Überwachung jüdischer Gotteshäuser und Objekte. Den nichtjüdi- schen Teilnehmern wurde im Vergleich zu christlichen Kirchen die Ausstattung der Synagoge erklärt.
Gemeinsame Shabbath-Feier im Religionsraum des Mercator Berufskollegs
Am Freitag, den 17.10.03, wurden die nichtjüdischen Teilnehmer und Teilnehmerinnen zu einer Shabbath-Feier eingeladen. Die Bedeutung des Segenbechers, des gebrochenen Shabbathbrotes und den damit verbundenen Liedern, Gebeten und des Segens wurden im übertragenen Sinne erklärt und gedeutet. Keiner fühlte sich ausgeschlossen, weil Brot und Wein (roter Traubensaft) an alle weitergereicht wurden.
Besuch der Bundeshauptstadt Berlin
Mit einer Stadtrundfahrt und einer Besichtigung der Highlights begann der Berlinaufenthalt für unsere gemischte Gruppe. Alle Beteiligten waren beeindruckt von der Größe und Geschichte der ehemals geteilten Bundeshauptstadt.
Interessant waren für die Gruppe der Rundgang durch das „Scheunenviertel“ und eine Schiffsfahrt rund um die Museumsinsel. Es wurde auch ein Rest der „Berliner Mauer“ näher betrachtet und über die damit verbundene Geschichte des „Eisernen Vorhangs“ nachgedacht.
Ein wichtiger Bestandteil war das Kennenlernen des ehemaligen jüdischen Lebens in Berlin. Die Geschichte der deutschen Juden in Berlin und die damit verbundene Verfolgungsgeschichte während des 3. Reiches wurde mit Hilfe eines hebräisch sprechenden Stadtführers eindrücklich vermittelt durch
den Besuch des Museums an der Neuen Synagogeden Besuch und das Erleben des Jüdischen Museums (zwei Jahrtausende deutsch-jüdische Geschichte)den Besuch der ehemaligen Besen- und Bürstenfabrik von Otto Weidtden Rundgang durch das ehemalige jüdische Viertel und seinen Gedenkplätzen, u.a. Leo Baeck-Hausden Besuch der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen.
Erinnerung und Versöhnung
Am 21.10.03 gedachte man in der Gedächtnisstätte Sachsenhausen der Opfer des KZ. Die Jugendlichen legten ein Blumengesteck mit den Namen der beiden Schulen nieder und entzündeten Trauerkerzen. Nachdem ein Gebet gesprochen war, reichten sich die deutschen und israelischen Jugendlichen die Hand und drückten so ihren Versöhnungswillen aus. Anschließende tröstende Umarmungen wurden nicht unterdrückt in der Hoffnung, dass eine menschenfeindliche Ideologie nie wieder zur Vernichtung von Menschenleben führt.
Auswertung und Präsentation
Die herzliche Art und Weise der Begrüßung und des Empfangs durch den Schulleiter Herbert Beck des Mercator Berufskollegs Moers wurde von der israelischen Gruppe besonders registriert und ebenfalls erwidert. Herr Beck überreichte jedem Jugendlichen und den anwesenden Leitern/Innen eine Rose mit dem Logo der Schule. Gastgeschenke wurden ausgetauscht.
Besuch der Mitgliederversammlung des Partnerschaftsvereines Ramla – Moers:
Die beiden eingeladenen israelischen Leiterinnen sprachen noch an diesem Abend die Einladung für den Gegenbesuch im nächsten Jahr aus, worüber sich das deutsche Team sehr freute. Sie würdigten besonders die herzliche Form der Aufnahme in den deutschen Gastgeberfamilien, ebenfalls das ausgewogene und interessante Programm.
Berlin:
Am letzten Abend wurde noch in der Internationalen Begegnungsstätte Bahnhof Zoo in Berlin der 14-tägige Aufenthalt in Deutschland mit der Gruppe in schriftlicher Form ausgewertet mit folgenden Fragestellungen:
* wurden die Erwartungshaltungen erfüllt
* welche Erlebnisse waren besonders eindrücklich
* wie habe ich den Aufenthalt in meiner Familie und alle anderen Begegnungen erlebt
* was hat mir gut/ nicht so gut gefallen
* was ist in Israel - in Deutschland anders
* welche Vorurteile haben sich bestätigt, welche musste ich zurücknehmen?
Nach der Auswertung feierten die beiden Gruppen ihren Abschied. Die moerser Jugendlichen würdigten ihre neuen israelischen Freunde in spielerischer Form mit einer „Oscar – Verleihung“ (Isr. Gruppenteilnehmer wurden jeweils einem Star, einer bekannten Persönlichkeit zugeordnet). Einige israelische Mädchen stellten anschließend orientalische Tänze vor.
Die Projektleiter planen eine erweiterte Text- und Bildpräsentation während eines Schulfestes im Mercator Berufskolleg am 30.11.03, wozu alle deutschen Teilnehmer/Innen und viele Gäste eingeladen werden sollen. Am Nachmittag dieses Schulfestes zugunsten des SOS – Kinderdorfes in Bethlehem wird eine Nachbesprechung und Auswertung der gemachten Erfahrungen mit den Gastgeberschülern/Innen, deren Eltern und allen Betreuern stattfinden.
Inzwischen haben die Zeitungen in Moers in positiver Form und auch sehr ausführlich über diesen deutsch-israelischen Jugendaustausch berichtet.