Arbeitskreis Internationale Jugendarbeit
mit Israel im Kreis Wesel e. V.

Arbeitskreis Internationale Jugendarbeit mit Israel e. V.

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Kazimierz

Dienstag, 15.10.2002

Das Kazimierz - Viertel

Heute war das Kazimierz-Viertel von Krakau unser Ziel.

Die ehemalige Stadt Kazimierz bei Krakau wurde im Jahre l335 von Kazimierz dem Großen gegründet. Mit eigenem Rathaus, das heute ein volkskundliches Museum beherbergt, und einer Verteidigungsanlage konkurrierte Kazimierz mit Krakau. Nachdem König Jan Olbracht 1495 die Krakauer Juden hier ansiedelte, entwickelte sich die Stadt zum Zentrum jüdischer Kultur.Im Jahre l791 wurde Kazimierz verwaltungstechnisch in die Stadt Krakau eingegliedert.

Zunächst besuchten wir die Fronleichnamskirche, die unmittelbar ans jüdische Viertel grenzt. Sie ist eine 3-schiffige gotische Basilika mit Barockelementen, die von Kazimierz dem Großen 1340 gegründet, jedoch erst im 15. Jahrhundertvollendet wurde. Das schöne Chorgestühl stammt aus dem 17. Jahrhundert, während die holzgeschnitzte Kanzel und die Altäre im 18. Jahrhundert hergestellt wurden. Die Kirche beherbergt u.a. eine stattliche Anzahl von schönen Votivbildern.

Das Kazimierz-Viertel macht mit seinen alten Häusern einen etwas heruntergekommenen Eindruck; dadurch fallen die wenigen renovierten Gebäude besonders ms Auge. 7 Synagogen sind in diesem Viertel, u.a. die Hohe Synagoge aus dem 16. Jahrhundert, sie ist allerdings noch geschlossen. Von ihrer ursprünglichen Ausstattung sollen lediglich eine Opferbüchse und die Reste eines Altars erhalten sein. Die Alte Synagoge ist ein Ziegelbau mit Wehrmauern aus dem 15./16. Jahrhundert und beherbergt heute das jüdische Museum, das sich der Kultur und Geschichte der Krakauer Juden widmet. Die Isaak-Synagoge wurde zwischen 1638 und 1644 als Stiftung eines jüdischen Gemeindeältesten erbaut. Hier sahen wir den Film "Requiem für 50.000", der das Leben polnischer Juden und den Aufstand im Warschauer Ghetto in dramatischen Bildern behandelte. Außerdem war in der Synagoge eine Bilderausstellung über diese Themen zu sehen. Im Warschauer Ghetto hatten 68.000 bis 70,000 Juden gelebt, davon wurden 65.000 Menschen in den Jahren 1942 und 1943 m Auschwitz vergast. In ganz Polen lebten seinerzeit 3,5 Mio Juden. Unser polnischer Stadtführer erzählte uns, dass derzeit viele Asoziale im Kazimierz-Viertel leben; Juden sind im Stadtbild kaum auszumachen.

Unser nächstes Ziel war die Remuh Synagoge, die um 1553 von dem Augsburger Juden Israel Auerbach gegründet wurde. Benannt ist die Synagoge nach seinen Sohn, dem Schriftsteller, Philosophen und Wunderheiler Rabbi Moses Remuh, dessen Grabmal auf dem an der Synagoge liegenden Friedhof zur Pilgerstätte von Juden geworden ist. Nach dem Prager Friedhof ist der Remuh-Friedhof der älteste jüdische Friedhof- er stammt aus dem 16. Jahrhundert. Im 30-jährigen Krieg wurde der Friedhof aus Angst vor Verwüstungen durch die Schweden zum Teil mit Sand zugeschüttet Eist nach dem 2. Weltkrieg wurde er wieder ausgegraben; schöne alte Barock- und Renaissance-Grabsteine kamen zum Vorschein. Alle Grabtafeln waren auch in der Friedhofsmauer zu bewundern.

Mit der Straßenbahn fuhren wir dann über die Weichsel ins Krakauer Stadtviertel Potkuje, wo das ehemalige jüdische Ghetto gewesen war. In der vormaligen Apotheke "Adler", dessen Inhaber Pankiewicz während der Besatzungszeit vielen Juden geholfen hatte, war ein Widerstandszentrum im ehemaligen deutschen Generalgouvernement Krakau. Heute sind in den Apothekenräumen ein jüdisches Museum und ein Informationszentrum eingerichtet. Das Krakauer Ghetto, das zunächst wie eine kleine Stadt - mit gewerblichen Betrieben und sogar einem Krankenhaus - funktionierte, bestand von 1941 bis 1943. Zu Fuß machten wir dann einen Abstecher zu der Fabrik Schindlers aus dem bekannten Film "Schindlers Listet heute hat dort eine Emaillefabrik ihren Sitz.

Zum Abschluss wurden wir in ein typisch polnisches Restaurant geführt, wo wir uns u.a. mit einer Mulde Pieroggen oder einem halben Meter Rippchen sowie einem Liter Bier (hell und dunkel gemischt - lecker!) stärkten.

Danach fuhr ein Teil der Gruppe mit Taxis in die Innenstadt, um noch schnell den Turm der Marienkirche zu besteigen und dem historischen Turmbläser zur vollen Stunde unmittelbar zuhören zu können. Es war ein schönes Erlebnis, Krakau von oben zu sehen und den Trompetenklängen zu lauschen.

Am Abend gingen wir wieder in das Kazimierz-Viertel, wo wir in dem jüdischen Restaurant "Alef" bei Speis und Trank einem von drei Musikern veranstalteten jüdischen Konzert beiwohnten.

Heidi und Siegfried