Arbeitskreis Internationale Jugendarbeit
mit Israel im Kreis Wesel e. V.

Arbeitskreis Internationale Jugendarbeit mit Israel e. V.

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Auschwitz Birkenau I

Montag, 14.10.2002

Os´wiecim - Auschwitz - Birkenau

Versuch einer Annäherung

Es war ein sonniger Tag, der uns nach knapp einstündiger Fahrt zum Staatlichen Museum in Os´wiecim brachte. Je näher das Ziel rückte, desto stiller wurde es im Bus.

In Begleitung unserer Museumsführerin betraten wir durch ein schmiedeeisernes Tor mit der berühmt-berüchtigten Aufschrift „Arbeit macht frei" ein adrettes Karree mit zweistöckigen Steinhäusern und dazwischen rechtwinklig verlaufenden Straßen. Dies war für die meisten aus unserer Gruppe die erste reale Begegnung mit diesem Ort des Grauens und Schreckens, der äußerlich so harmlos wirkt.

Im Jahre 1940 wurde das Konzentrationslager im Bereich dieser alten polnischen Kaserne begründet, da die bestehenden Gefängnisse in Schlesien für die inhaftierten polnischen Gefangenen nicht reichten, und so waren es folgerichtig auch 726 polnische politische Häftlinge, die am 14.06.1940 als erste in das KZ kamen.

Dieses Stammlager sollte in den Jahren bis zum 27.01.1945 zusammen mit seinen Nebenlagern Birkenau und Monowitz sowie 40 weiteren Nebenlagern zum Synonym der europäischen Judenvernichtung werden.

Insgesamt waren es 1,5 Millionen sowjetische Kriegsgefangene, Zigeuner (Sinti u. Roma) und Juden, die hier entweder sofort umgebracht (vergast) wurden oder durch die Arbeit bis zur Erschöpfung bei unbeschreiblichen hygienischen Verhältnissen sowie durch Unterernährung innerhalb weniger Wochen bis Monate sterben sollten.

Bei der sog. Wannseekonferenz wurde 1942 die "Endlösung der Judenfrage" beschlossen, die zur Gründung des Lagers Birkenau führte.

Im Stammlager Auschwitz 1 befindet sich in den Baracken das eigentliche Museum mit seinen Exponaten.

Wir wurden In einer 2 stündigen Führung an den Zeugnissen einer verbrecherischen Unkultur vorbeigeführt: an Unmengen von Haaren, Schuhen, Koffern und Gegenständen des alltäglichen Bedarfs, die stellvertretend uns einen Eindruck von dem Ausmaß des Verbrechens geben sowie das Unvorstellbare vorstellbar machen sollten. Wir sahen Kinderkleidung und Kinderwagen, Kinderschuhe und Kinderbilder.

Wir sahen die Erschießungsmauer, daneben die Todesbaracke, wo Unrecht scheinbar zu Recht werden sollte. Das Museum wirkt in seiner sachlichen Darstellung der Grausamkeiten ebenso wie der Kontrast der harmlos erscheinenden Lagergebäude zu den stattgefundenen Verbrechen,

Es ist mir nicht möglich, alle diese Details, die jeder nachlesen kann, zu beschreiben.

Ich schwankte mit Ekel, Trauer. Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit durch die Säle der einzelnen Blocks: eine innerliche Kälte ließ alle menschlichen Regungen erfrieren: die Last des Gesehenen drückte die Schultern nieder und machte den Blick starr.

Deutsche Gründlichkeit in ihrer perversesten Form zwingt zur Scham! Muss ich denn Unbegreifliches lernen zu begreifen?

Gedankensplitter schossen durch meinen Kopf: Mauthausen. Buchenwald, Yad-Vashem, Heritage Museum New York. Viele Begegnungen, viele Fragen und wenig Antworten! Gibt es doch eine Kollektivschuld?

Wir dürfen uns freuen, wieder in die Völkergemeinschaft aufgenommen worden zu sein!

Aber wir hören auch von Maximilian Kolbe und von Janos Korczak, die neben vielen Unbekannten und Ungenannten die Liebe an diesen Ort brachten und uns damit den Trost und die Hoffnung der Menschlichkeit

In Wahrheit bist du keinem Menschen etwas schuldig.Du schuldest allen Menschen alles.
Khalil Gibran

W. Zunker