Arbeitskreis Internationale Jugendarbeit
mit Israel im Kreis Wesel e. V.

Arbeitskreis Internationale Jugendarbeit mit Israel e. V.

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Geschichte der Gemeinde Habonim

Wurzeln im Vorkriegsdeutschland

Die meisten deutschen Juden, die während der 30er Jahre nach New York geflohen waren, traten Gemeinden bei, die von Rabbis aus ihren Heimatstädten geführt wurden. Dies Gemeinden wurden nach dem Konzept von "Landsmannschaften" gegründet: Das Gemeinschaftsgefühl basierte auf der Herkunft - der Heimatstadt in Europa.

Während etliche Flüchtlinge an orthodoxen Sitten festhielten, wollten andere, die liberaler eingestellt waren Gemeinden bilden, die deutsch-jüdische Flüchtlinge ungeachtet ihrer Herkunft anziehen würde. Solch ein Ziel verfolgte die Gemeinde Habonim. Ihre Gründer formten sie aus einer geistlichen Tradition, die lange vorher in Deutschland begonnen hatte.

Frühe Jahre in New York City

Genau ein Jahr nach der Pogromnacht, am 9. November 1939, wurde die Gemeinde Habonim vom Rabbi Hugo Hahn und einigen seiner Kollegen und Freunde aus Essen gegründet. Hahn war schon in Essen der geistliche Führer gewesen. Mit Blick auf die Zukunft nannten sie die neue Gemeinde „Habonim", welches im Hebräischen „Erbauer" bedeutet. Der Name und das Gründungsdatum sind significant: Sie gaben dem Widerstand der Gemeinde gegen den Naziterror im früheren Heimatland Deutschland eine Stimme. Der Name symbolisierte auch die Hoffnung des Gründungsmitglieds Ludwig Boettigheimer, dass „ ... wir widerstehen und siegen werden."

Zu den ersten Gottesdiensten traf man sich in der "Central Synagogue" in der 55. Strasse, Ecke Lexington Avenue. Die Gemeinde wuchs jedoch so schnell, dass man weitere Räume in anderen Stadtvierteln anmieten musste. Auf diese Weise wurden die erzieherischen, kulturellen, religiösen und die Freizeitaktivitäten in den Vierteln entwickelt.

Habonims „Goldenes Zeitalter"

Von Beginn an waren sowohl Erwachsenenbildung als auch die religiöse Erziehung von Jungen und Mädchen integrale Bestandteile der Ziele dieser Gemeinde.

Man bot intellektuell anspruchsvolle Vorträge an nach dem Vorbild des „Rosenzweig Lehrhaus". Dr. Eduard Strauss, der einer der engsten Mitarbeiter Martin Bubers und Franz Rosenzweigs (s. auch hier: Franz Rosenzweig) in Frankfürt gewesen war, setzte seine Vortragsreihe "Readings from the Holy Scripture" (Lesungen und Interpretationen aus der Heiligen Schrift) fort, die er in Deutschland hatte abbrechen müssen. Es folgten noch viele Vorträge aus den Bereichen Naturwissenschaften, Geschichte, Philosophie, Literatur, Religion und Politik, die als kulturelle und intellektuelle Highlights empfunden wurden. Eine grosse Zahl der Redner kam auch aus den eigenen Reihen der Habonim.

Die monatliche Zeitschrift der Habonim, "The Blue Pages" verband die Mitglieder, indem sie auf die kulturellen Veranstaltungen in der Synagoge hinwies. Mit informativen und intellektuell anspruchsvollen Artikeln erschien sie zuerst in Deutsch und kurz danach in Englisch. Von dieser Zeit spricht der frühere Präsident der Gemeinde, Ludwig Boettigheimer, stolz als 'The Golden Age of Habonim". Ein ganz besonderer Tag war im Jahre 1955, als Eleanor Roosevelt vor der Gemeinde zum 10 Jahrestag der Gründung der Vereinten Nationen sprach.

Bau einer Synagoge

Das ultimative Ziel der Gemeinde war es, seinem Namen gerecht zu werden und eine eigene Synagoge zu bauen. Nachdem genug Geld zusammengekommen war, begann man im Jahre 1952 in der 66. Strasse mit dem Bau, und im März 1958 öffnete die neue Synagoge ihre Pforten für den ersten Gottesdienst. Die Synagoge steht heute in der Nähe des Lincoln Center.

Die Tradition sozialer Aktivitäten

Die verschiedensten Traditionen werden in der Gemeinde gepflegt: Da sind "The Sisterhood's Activities" und hier besonders der "Thursday Club" für ältere Gememdemitglieder. Man gibt Kochbücher heraus, die in der Gemeinde Bestseller wurden. Einmal im Monat gibt es ein gemeinsames Mahl und einen Gottesdienst des Rabbis, des Kantors und der Habonim-Führer mit Blinden der "Jewish League for the Blind". Und schließlich sponsort man ein Sommerlager - Camp Shalom - für die Jugend der Großstadt.

Veränderungen in der Gemeinde

Nach den ereignisreichen und aufregenden Jaliren des Aufbaus wurde das Leben in der Gemeinde Habonim aber auch ruhiger, da viele Mitglieder sich in der amerikanischen Gesellschaft integriert hatten und sich auch um Beruf und Familie kümmern mussten. Die Zahl der Aktivitäten wurde geringer und viele erzieherische Aufgaben wurden von Schulen, Universitäten und jüdischen Bildungseinrichtungen übernommen. Hinzu kam, dass viele Gememdemitglieder aus der Innenstadt in die Vorstädte zogen. So sank die Zahl der Familien von über 1000 allmählich auf ungefähr 300 Familien.

Blick in die Zukunft

Der erzieherische Beitrag der Gemeinde zum jüdischen Lernen ist unzweifelhaft erkennbar in der gegenwärtigen Initiative für die Bildung. So hat man zum Beispiel 1997 eine "nursery school" (Kindergarten) errichtet, und die religiöse Schule der Gemeinde wächst ständig.

Nach 60 Jahren hat sich aber auch das Bild der Gemeinde geändert. Neue Mitglieder sind nicht mehr deutscher Abstammung. Viele junge Familien sind hinzugekommen und man orientiert sich in der Nachbarschaft. Auf diese Weise vermischen sich innovative religiöse und traditionelle Elemente, was auf diese Weise junge und alte Gemeindemitglieder zusammenbringt. Man sieht dies als einen anregenden und positiven Trend, der den Fortbestand der Gemeinde sichern wird.