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Hebrew Union College Jewish Institute of ReligionFührung durch G. Kaufmann:
Die erste Station war die University NYC, die mit 55000 Studentinnen und Studenten die größte Privatuniversität in der Umgebung darstellt. Ihre bemerkenswerte Biblothek, die sich im 6. Obergeschoss befindet, konnte allerdings nicht besucht werden, da das Universitätsgebäude aus Sicherheitsgründen nur mit Magnetkarten zugänglich ist. Zwischen der Universität und dem Hebrew Union College besteht eine enge Zusammenarbeit.
Das Hebrew Union College, das sich gegenüber der Universität befindet, ist eine unabhängige Institution. Das älteste rabbinische Seminar in den USA stellt das Hebrew Union College in Cincinnati/Ohio dar, das 1875 gegründet wurde. Das Hebrew Union College hat folgende Aufgabenbereiche und Ziele:
Wissenschaft des Judentums (Studium der hebräischen Bibel, des jüdischen Gesetzes, der jüdischen Philosophie und Theologie sowie der jüdischen Geschichte) Dialog zwischen Juden und Christen
Forschung über moralische und religiöse Konsequenzen des Holocaust (Aufklärung über die nationalsozialistische Terrorherrschaft, Umgang mit dem geschichtlichen Erbe, u.a.)
Im zweiten und dritten Stock des Colleges befindet sich eine umfangreiche Biblothek, deren Bestand nur aus Stiftungen von Familien und Privatpersonen stammt. G. Kaufmann selbst holte von Verlagen aus Deutschland Bücher, die für die jüdische Geschichte wertwoll sind, aber nicht mehr verlegt werden. Wir fanden sogar ein Buch, das in Neukirchen-VIuyn herausgegeben wurde.
G. Kaufmann: Vorstellung der Kaufmann-Marx Foundation sowie deren Arbeit (Unterrichtsmaterialien u.a.)
Weitere Gäste der Veranstaltung:
Dr. M. Richartz (Universität Hamburg, Institut für deutsch-jüdische Geschichte)
K. Drexler-Marx (Witwe von Henri Marx (gest. 1994), der Begründer der Zeitung „Aufbau" und Mitbegründer der Kaufmann-Marx Foundation) Rabbi (Dr.) A. Cohen
G. Kaufmann, der heute noch die Vorlesungen bei Rabbi M. A. Cohen besucht, war selbst im KZ Nordhausen, aus dem er fliehen konnte. Sowohl der Vater, der im l. Weltkrieg beide Beine verlor, als auch die Mutter kamen in Theresienstadt ums Leben. Aufgrund seiner Biographie und Erfahrungen während des NS-Regime sah und sieht er sich verpflichtet, einen Beitrag zu einem deutsch-jüdischen Dialog, insbesondere aber zu gegenwärtiger und zukünftiger Verständigung zwischen deutschen und jüdischen Jugendlichen zu leisten. Vor diesem Hintergrund gründete er mit H. Marx die Kaufmann-Marx Foundation TDA, die bis heute unter anderem Bücher, Handreichungen und Unterrichtsmaterialien zur Förderung des deutsch-jüdischen Dialogs veröffentlicht.
Der Satz, der G. Kaufmann am meisten in diesem Zusammenhang beschäftigte war: „AM ANFANG WAR DAS WORT". Um der Bedeutung des Satzes näher zu kommen, untersuchte er die einzelnen Satzglieder vor dem Hintergrund der hebräischen Sprache. Er kam so zu folgender Neuformulierung: „Prinzipiell ist die Vernunft (der Geist)". Somit bekommt der ursprüngliche Satz einen ganz neuen, aber wesentlichen Aspekt. „Vernunft" oder „Geist" sind ebenfalls Synonyme für „Gott", was dann letztendtich bedeutet, dass das Prinzip „Gott" überalt und immer, ursprünglich und allgemein vorhanden ist. Insofern kommt G. Kaufmann zu dem Schluss, dass dies keine geringere Bedeutung in sich trägt als: „Ohne Gott geht nichts".
Insofern wird deutlich, dass die entsprechende Übersetzung über Bedeutung und Sinn entscheidet. Als ausgezeichnete Übersetzer bezeichnet G. Kaufmann M. Buber und J. Drewermann.
Auszug aus M. Buber, Erzählungen der Chassidirm: Im eigenen Lichte wandeln
Ein junger Rabbi klagte dem Riziner: „In den Stunden, in denen ich mich der Lehre ergebe, fühle ich Leben und Licht, aber sowie ich zu lernen aufhöre, ist alles verschwunden. Was soll ich tun?" Der Rabbi gab ihm zur Antwort: „Das ist, wie wenn einer in finstrer Nacht durch den Wald geht, und für eine Wile gesellt sich zu ihm ein andrer, eine Laterne in der Hand, aber am Kreuzweg gehen sie auseinander, und der erste muss weitertappen. Trägt einer Jedoch sein eigenes Licht, hat er keine Finsternis zu fürchten. "
Nach G. Kaufmanns Meinung seien Aussagen, wie Martin Walser sie in letzter Zeit gemacht hat, wesentlich bedrohlicher für eine friedliche Koexistenz als Extremisten auf Demonstrationen. Um derartigen Geisteshaltungen entgegenzuwirken, sei die Arbeit mit jugendlichen und Kindern unerlässlich. Ein Schüleraustausch sei zwar eine Möglichkeit, aber man sollte auch den Dialog fördern und zwar unter Zuhilfenahme ihres eigenen Schülerjargon (vgl. Handreichungen; einen indirekten Dialog pflege auch der „Aufbau"). Ein Vorgehen, das diese beiden Aspekte berücksichtige, sei sehr wichtig. Die Handreichungen seien das Wesentliche, etwas von der Seite der Juden zu tun. Das wichtigste Ziel sei, die Rechtschaffenheit junger Menschen zu Bestätigen.
Mit einer Leseprobe aus den Handreichungen ("Das Gestern von heute" von Th. M. Alpert) beendete G. Kaufmann seine Ausführungen.