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Gespräch mit PERACH-VertreternDebbie Chaski und Anat Hayout sind Vize-Managerinnen von Perach-Jerusalem. Sie waren erst Tutorinnen, dann Supervisorinnen und nun sind sie die stellvertretende Leitung von Perach Jerusalem. Perach hat auch in Jerusalem sein administratives Zentrum an der Universität.
Die Bevölkerungssituation in Jerusalem ist eine Besondere. Hier treffen sehr viele unterschiedliche Gruppierungen von Juden (Religiöse/nicht Religiöse), moslemische und christliche Araber sowie andere Christen aufeinander. Das schlägt sich auch in der Zusammensetzung der Gruppe der Perach-Tutorlnnen nieder, weil sie ja in den verschiedensten Familien aktiv werden müssen. Auch die KoordinatorInnen müssen in ihren wöchentlichen Treffen viel gegenseitige Toleranz aufbringen. Zumal in Jerusalem Perach auch häufiger mit den Auswirkungen von Terroranschlägen konfrontiert wird, was teilweise die Kooperation zwischen jüdischen und arabischen KoordinatorInnen erschwert. In Familien, in denen ein Kind durch einen Terroranschlag ermordet wurde, werden Perach-TutorInnen oft zur Unterstützung der Geschwisterkinder herangezogen, um sie aus dem lähmenden Umfeld der trauemden Eltem herauszuholen und mit ihnen auch fröhliche Dinge zu unternehmen. Es können in solchen Familien auch mehrere Kinder von jeweils einer TutorIn betreut werden (in anderen Familien ist dies auch möglich).
In Einzelfällen können Kinder auch mehr als ein Jahr von je einer Tutorln betreut werden. Dreimal im Jahr gibt es ein großes Perach-Treffen, davon ist ein Tag der Perach-Tag im Mai, an dem ca. 2.000 Kinder teilnehmen!
Bei Perach in Jerusalem arbeiten 6 arabische Koordinatorlnnen mit, es werden ca. 400 arabische Kinder von Perach Turorlnnen betreut. Die arabischen Studenten kommen meist aus Haifa, da die jerusalemer Araber meist im Westjordanland oder in Jordanien studieren. Es gibt Probleme bei der Akzeptanz von Jüdischen Einwanderer-Studenten aus der ehemaligen Sowjetunion in israelischen Familien. Sie sind bei der Allgemeinbevölkerung nicht beliebt. Es gibt merkwürdigerweise auch keine speziellen Projekte von Perach für Kinder aus Einwandererfamilien der ehemaligen Sowietunion, auch nicht speziell für äthiopische Kinder.
Am Ende des Gespräches entwickelt sich eine allgemeine Diskussion über die Situation der "Gastarbeiter" in Israel. Seit der "lntifada" und der damit verbundenen längeren Abriegelung der Westbank und der Nicht-Verfügbarkeit der billigen palästinensischen Arbeitskräfte mußte sich die israelische Wirtschaft (insbesondere im Bau-Bereich) langsam nach anderen billigen Arbeitskräften umsehen. Diese kommen nun aus Rumänien, Albanien und Thailand. Sie sind total primitiv untergebracht in Mehrbettzimmem und erhalten sehr niedrige Löhne. Es gibt Probleme mit der Überprüfung der Legalität ihres Aufenthaltes. Diese "Gastarbeiter" werden von den arbeitslosen jüdischen Neueinwanderern als Konkurrenz abgelehnt. Sandro bemerkte hier, daß die Situation in Israel bezüglich der "Gastarbeiter" der Anfangszeit der Anwerbung in Deutschland sehr ähnelt und sich Israel eines Tages vielleicht Tips zur Integration von "Gastarbeitern" bei uns holen kann.