Arbeitskreis Internationale Jugendarbeit
mit Israel im Kreis Wesel e. V.

Arbeitskreis Internationale Jugendarbeit mit Israel e. V.

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Besuch von "Memehiot"

Besuch von "Memehiot", einem Erziehungszentrum für ausländische und äthiopische Jugendliche, in einem Vorort Haifas

Unser Besuch des Erziehungszentrums Memehlot gliederte sich in zwei Abschnitte:

1. Die pädagogische Mitarbeiterin Susan Wiger berichtete über das Zentrum im Allgemeinen, die Schüler und ihre Arbeit.

2. Anschließend erzählten zwei junge Erwachsene Äthiopier, die selbst in Memehiot aufgewachsen waren, über ihre Beweggründe der Immigration, und die Bedeutung von Memehiot für sie persönlich.

Zu 1.:

Die pädagogische Mitarbeiterin Susan Wiger stellte sich vorab persönlich vor: Sie ist vor 12 Jahren aus den USA nach Israel eingewandert, da sie von jeher eine starke jüdische Identität besaß. Ihr Zugehörigkeitsgefühl zum Volk Israel war allerdings mehr durch ihre Kultur und Abstammung begründet, als durch die Religion.

Seit 1990 arbeitet sie in Israel mit äthiopischen Flüchtlingen, seit 1991 hauptsächlich mit einem Teil der Menschen, die in der "Aktion Salomon" innerhalb von 24 Stunden aus Äthiopien nach Israel geflogen worden waren. Die Einwanderer wurden in den ersten Wochen nahezu überall untergebracht: in privaten Unterkünften, Hotels, Kibbuzim, Einwandererlagem. Die Äthiopier, die viel erleiden mußten, um nach Israel zu kommen, kamen aus zionistischen Gründen: sie besaßen eine starke jüdische Identität, da sie in ihrer Heimat über Jahrhunderte ein sehr isoliertes Leben geführt hatten. Sie hatten keine Kenntnisse über das Land Israel, über das moderne Leben, den Staat, die Wirtschaft etc.; allein vom "alten Jerusalem" besaßen sie anhand von jahrhundertelalten Überlieferungen ein bestimmtes Bild.
In dem Zentrum leben 500 Schüler zwischen 13 und 19 Jahren. 30 % kommen aus den GUS-Staaten, 40 % aus Äthiopien, der Rest kommt aus Brasilien, den USA, England etc.. Die äthiopischen Bewohnern sind z.T. Waisen oder alleinstehende Kinder, ein weiterer Teil kommt aus Familien aus schlechten sozialen Verhältnisssen. Deren Familien möchten ihren Kindern bessere Möglichkeiten geben, sich in die israelische Gesellschaft zu integrieren. Bei dem Rest der Jugendlichen handelt es sich um sog. "zionistische Abgesandte" aus Familien, deren Eltern noch in den alten Heimatländern leben. Zusammenfassend kann man also sagen, daß in dem Zentrum Kinder leben, denen entweder "nichts anderes übrig bleibt" oder aber aus einem intensiven jüdisch-zionistischen Gefühl dort leben möchten.

Die "Philosophie", die hinter "Memehiot" steht, besteht nach Susan Wiger darin, in dem Zentrum nicht nur eine Schule oder Internat zu sehen, in dem die Kinder einen Teil ihres Lebens verbringen. Memehiot möchte stattdessen den Schülem das Gefühl eines dauerhaften Zuhauses bieten. Deshalb kann jeder, der die Schule abgeschlossen hat, wieder in sein Heimatland faft oder ins Militär geht, anschließend wieder zurückkommen. Itzhak und Alon, die anschließend von ihrer Herkunft und dem Leben im Jugenddorf berichteten, bestätigten dieses Heimatgefühl. Itzhak ist z.B. nach seiner Militär- und Ausbildungszeit wieder dorthin zurückgekehrt, und hat dort eine Frau von "außerhalb" geheiratet. Die Schule ist bewußt ein religiöses Internat. D. h. die Kinder lernen die Geschichte, Kultur und Religion ihres Volkes und werden religiös erzogen, ohne aber ihnen ein religiöses Leben aufzuzwingen. Später kann jeder selbst entscheiden, inwieweit er sein religiöses Leben lebt.

Zu 2.:

Der ehemalige äthiopische Flüchtling Itzhak stellte seinem Bericht ein Zitat des Propheten Jeremia vorweg: "Eines Tages werden alle Juden aus der Diaspora nach Israel zurückkehren."

Einleitend stellte er grundsätzlich fest, daß es zwei Gründe für die Rückkehr nach Israel gebe: entweder leben Juden unter "feindlichen Verhältnissen" und versuchen diesen zu entfliehen, oder aber sie wollen "freiwillig" ins gelobte Land gehen. Daraufhin erzähte Itzhak seine persönliche "Allijah"-Erfahrung. Er gehörte zu der ersten Einwanderungsguppe aus Äthiopien. Als er 10 Jahre alt war, anderte seine Familie mitsamt aller Dorfbewohner durch das halbe Land, immer auf der Suche nach Israel und vollkommen in Unkenntnis der "Aktion Salomon" seitens der israelischen Regierung. Allein durch Zufall gerieten sie an einen Militärposten, der seine Sippe zu den Flugzeugen ins gelobte Land brachte. Seine Geschichte war für uns sehr bewegend, doch leider zu lang, um hier wiedergegeben zu werden. In Israel angekommen wurde er letztendlich mit 13 Jahren in dem Jugenddorf Memehiot untergebracht.
Der ebenfalls aus Äthiopien stammende Alon lebte ebenfalls seit dem 13. Lebensjahr in Memehiot. Wie Itzhak war er zu der Zeit (1981) noch Analphabet. Alon betrachtet das Jugenddorf als eine Art "Konzentrat" der zionistischen Aufgabe des Staates Israel. Zur o.g. "Philosophie" des Jugenddorfes gehört überdies, die Identität des Herkunftslandes der Einwanderer zu stärken, statt abzuschneiden. Die Einwanderer sollen weiterhin ihre Sprachen pflegen, den Kontakt zu Verwandten in ihren Herkunftsländem halten, ihre spezifischen kulturellen Riten fortführen usw.

Abschließend führte uns Alon durch das Jugenddorf, bei dem wir ebenfalls die Synagoge
und die derzeit aufgebaute "Sukka" (Laubhütte) für das Laubhüttenfest von innen besichtigen durften.