Arbeitskreis Internationale Jugendarbeit
mit Israel im Kreis Wesel e. V.

Arbeitskreis Internationale Jugendarbeit mit Israel e. V.

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Budapest 1995
Gespräch und Führung mit Frau Wimmer
Besuch beim Raoul-Wallenberg-Komitee
Besuch des jüdischen Viertels in Budapest
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Besuch des jüdischen Viertels in Budapest

Besuch des jüdischen Viertels in Budapest, Elisabethenstadt, Dohanystraße:
In diesem Viertel liegt die im romantisierten, maurisch-byzantinischen Stil 1854 bis 1859 erbaute jüdische Synagoge (eine der größten Europas) sowie das jüdische Museum. Im Innenhof der Synagoge liegt ein Friedhof mit ca. 2.000 Gräbern, der in der Zeit des Budapester Ghettos gestorbenen jüdischen Ghettobewohnern. Hinter der Synagoge befindet sich ein Denkmal in Form eines Olivenbaumes als "Baum der Erinnerung". Zur Erinnerung an eine bestimmte Person kann man ein Olivenblatt mit eingeprägtem Namen kaufen und an diesen Baum anbringen lassen. Neben der Synagoge, die überwiegend nicht beheizt und nur bei großen Feiertagen genutzt wird, befindet sich eine kleinere, ständig genutzte Synagoge, sowie die Gemeindeverwaltung.

Die gesamte Synagoge wurde gerade erst im großen Stil neu renoviert. Beide, Synagoge und Museum, konnten leider jedoch entgegen der Absicht nicht besucht werden, da sie während der Festtage zum jüdischen Laubhüttenfest für Besucher geschlossen war. (Der Besuch des Museums wurde am 19.10.1995 nachgeholt. Aus diesem Grunde gab die Reiseleiterin einen kurzen Überblick über die jüdische Situation nach dem zweiten Weltkrieg.

Eine Überlebende des Holocaust, Ilona Sidlo, arbeitet heute als Historikerin im jüdischen Museum von Budapest. Dort ist in eindrucksvoller Weise die Vernichtungsaktion der deutschen Truppen, aber auch der mutige Wideretand einzelner Menschen dokumentiert. Der Zeitzeugenbericht von Ilona Sidlo führte allen Fahrtteilnehmern deutlich vor Augen, daß die Folgen der NS-Zeit auch 50 Jahre nach Kriegsende noch immer spürbar sind. Die Auseinandersetzung mit der negativen Seite der deutschen Geschichte ist eine Verpflichtung, die jeder Deutsche wahrnehmen sollte, damit sich Neonazismus und Antisemitismus nicht wiederholen kann. "Aus der Geschichte für die Zukunft lernen," unter diesem Motto stand auch der Besuch in einer ungarischen Schule. Mit großem Einsatz lernen heute viele junge Menschen die deutsche Sprache. Ungarn sucht den Kontakt zur eurpäischen Gemeinschaft. Wirtschaftlich haben sich die Verhältnisse nach dem Zerfall des sogenannten "Eisernen Vorhanges" bereits bemerkenswert in Ungarn stabilisiert.

Zum Zeitpunkt September 1944 lebten ca. 820.000 Juden in Ungarn, der größte Teil davon als orthodoxe Juden auf dem Lande. In der kurzen Zeit der faschistischen Herrschaft der Nazis sowie der Hortyregierung vom September 1944 bis Februar 1945 sind davon 500.000 (überwiegend vom Lande) in KZ's umgekommen. Am Ende des Krieges gab es noch ca. 200.000 Juden, von denen zwischenzeitlich sehr viele nach Israel bzw. in die USA ausgewandert sind.

Heute leben ca. 80.000 Juden (überwiegend nichtorthodox) in Ungarn, davon 60.000 in Budapest. Die jüdische Gemeinde in Budepest ist mit rund 70.000 Mitgliedern die größte jüdische Gemeinde im europäischen Bereich. Allerdings lebten bis zum Einmarsch der deutschen Truppen in Ungarn dort rund 800.000 Menechen jüdischen Glaubens. Rund 600.000 wurden von den Schergen Adolf Eichmanns in die Gaskammern nach Auschwitz geschickt.

Von den 17 Synagogen der Stadt sind nur noch wenige in Betrieb. Obwohl ungarische Juden sich immer als erstes als ungarische Bürger und erst in zweiter Hinsicht als Juden gefühlt haben, führte das Judentum auch während der Zeit der kommunistischen Herrschaft ein (von der Stadt kaum unterstütztes) Schattendasein.