Arbeitskreis Internationale Jugendarbeit
mit Israel im Kreis Wesel e. V.

Arbeitskreis Internationale Jugendarbeit mit Israel e. V.

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Bericht über die Solidaritätsfahrt 2002 nach Israel


Weiterführung des deutsch – israelischen Schüleraustausches am Mercator Berufskolleg trotz Krisensituation in Israel.

Seit 15 Jahren besteht die Städtepartnerschaft zwischen Moers und Ramla. Unsere Schule war Wegbereiter dieser Städtepartnerschaft, denn nur durch den gelungenen Schüleraustausch konnten sich 1987 die Bürgermeister der beiden Städte die Hände reichen und Partnerschaftsurkunden austauschen. 1981 fuhren 19 Schüler/- Innen unserer Schule nach einem Holocaust-Seminar und einer gründlichen landeskundlichen Vorbereitung unter der Leitung von Otto Laakmann und Heinz Walther nach Israel.

Die anfänglichen Ängste der Gruppe zerflogen schnell, als allen Schüler/- Innen zu Beginn des Programms eine Rose überreicht wurde. Das Eis war gebrochen, und die freundschaftlichen Kontakte wurden durch jede neue Schülerbegegnung in den Folgejahren weiter vertieft. Grund genug, um in den jetzigen Osterferien trotz angespannter politischer Situation in Israel unsere Freunde und Partner in Ramla (nahe bei Tel Aviv) zu besuchen und über die Schwierigkeiten zu sprechen, die seit einem halben Jahr unseren Schüleraustausch zwischen der Yigal Allon Comprehensive School in Ramla und dem Mercator Berufskolleg ins Stocken gebracht haben.

Die kleine Delegation bestand aus 8 Personen, die aus Vertreter/- Innen unserer Schule (Paul Dieter Süßer, Heinz Walther) des Partnerschaftsvereines und Stadtrates der Stadt Moers zusammengesetzt war. Die Sicherheitsvoraussetzungen für unsere Gruppe waren durchgängig gewährleistet. Vom Kriegsgeschehen in den besetzten Gebieten erfuhren wir, genauso wie in Deutschland, nur über die Medien. Da die Delegation in Familien, also bei Freunden untergebracht war, erfuhr sie auch die direkten Ängste der Gastgeber und ihre verschiedenen politischen Meinungen über die augenblickliche Politik ihres Staates.

Der scheußliche Terroranschlag am Vorabend des Pessachfeiertages, an dem alle jüdischen Familien an die Befreiung ihres Volkes aus ägyptischer Sklaverei dachten, überschattete alle fröhlichen Ereignisse. Am selben Abend starben bei diesem Terroranschlag in Netanya - 50 km von Ramla entfernt - 23 unschuldige Menschen. Noch am selbigen Abend wurden in vielen israelischen Familien Trauerkerzen angezündet, die die ganze Nacht brannten. Mit Sorge dachten wir auch an das Schicksal der Kinder und Erzieher in unserem SOS – Kinderdorf Bethlehem. Sehr nahe erleben sie jetzt die kriegerischen Handlungen in ihrer eigenen Stadt, die z.Zt. von außen hermetisch abgeriegelt ist. Unsere Schule wird versuchen, mit ihnen telefonischen oder brieflichen Kontakt zu bekommen.

Die Gespräche mit dem Bürgermeister der Stadt Ramla (Joel Lavi) und einigen Stadtvertretern, als auch das Gespräch mit dem Schulleiter unserer Partnerschule (Israel Fränkel) waren sehr aufschlussreich und konstruktiv. Alle Fragen konnten diskutiert werden. Einigkeit wurde darüber erzielt, dass gerade jetzt in dieser kritischen und angstbesetzten Zeit der Schüleraustausch weiter geführt werden soll mit finanzieller Unterstützung der beiden Partnerstädte. Ebenso soll eine Erwachsenengruppe mit Vertretern der Stadt Ramla Ende August 2002 nach Moers kommen, um auch gerade in dieser kritischen Situation Israels ein Hoffnungszeichen für Völkerverständigung und Versöhnungsarbeit zu setzten.

Unserer Delegation war von Anfang an bewusst, dass die Freundschaft mit den Vertretern des Volkes Israels nicht unbedingt die volle Solidarität mit der augenblicklichen Politik des Staates Israel bedeuten müsse. Viel mehr geht es zur Zeit um einen kritischen Dialog im Rahmen einer freundschaftlichen und herzlichen Begegnungsatmosphäre. In den Dialog gehören Themen wie Gewalt, Terror, Frieden im Nahen Osten, Friedensinitiativen in Israel und Deutschland, Europäische Friedenspolitik.

Unser Schulleiter Dirk Lachmann hat im Namen unserer Schule gegenüber unserer Partnerschule eine Einladung ausgesprochen, der man in der Zeit vom 18.09. – 02.10.02 nachkommen will. Die israelische Schülergruppe wird aus 16 Schüler/- Innen und zwei Begleitern bestehen, um so den ins Stocken geratenen Schüleraustausch fortzusetzen. Programmelemente wie z. B. eine dreitätige Berlinfahrt, Herstellen eines Videofilmes, eine Fahrt nach Amsterdam, aber auch der Besuch der Konzentrationslager-Begegnungsstätte Bergen - Belsen sind in Vorbereitung. Schüler/- Innen, die einen israelischen Gast aufnehmen, können an dem Programm teilnehmen.

Eine Lehrerin aus Israel formulierte sehr weise: „ Im Polarkreis rücken Pinguine enger zusammen, um sich zu wärmen, denn alleine würden sie erfrieren. Lasst uns ihrem Beispiel folgen. In einer politischen Eiszeit sollten Freunde zusammenrücken, um ihre Hoffnungen und ihren Friedenswillen nicht zu verlieren für eine friedlichere Zukunft aller Menschen in Israel und anderswo - seien es Juden, Christen oder Moslems.“ Dazu könnte unser Schüleraustausch einen wichtigen Beitrag leisten!