Arbeitskreis Internationale Jugendarbeit
mit Israel im Kreis Wesel e. V.

Arbeitskreis Internationale Jugendarbeit mit Israel e. V.

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Portugal 2006
Ankunft
Besuch der Schule in Olivera de Bairro
Castello de Vide
Gemeinsames Abendessen
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Bericht über die Studienfahrt nach Portugal vom 1.  bis 5. Oktober 2006


Ankunft
Sonntag, 1. Oktober. 2006
und

Erster Teil der Stadtführung
Montag, 2. Oktober 2006

Nach einem gut verlaufenden Flug mit einem zweistündigen Zwischenstopp auf Mallorca (welcher den Raucherinnen und Rauchern unsägliche Qualen verursachte, da im Transferbereich nicht eine Raucherzone zu entdecken war) kamen wir später als geplant in Portugal/Porto an, wo uns Fatima am Flughafen begrüßte.

Die „Gruppe Süßer“ versammelte sich, um mit dem Bus zum Hotel zu fahren und sich einzuchecken. Wie man sieht war die Laune gut, alle hatten ihre Koffer im Auge und warteten auf weitere Anweisungen, wie es zum Bus geht.

Im Hotel angekommen war Paul in seinem Element und verteilte Zimmerausweise. Wie in den folgenden Tagen, hörte die Gruppe konzentriert und aufmerksam zu, schließlich wollte ja keiner in einem verkehrten Bett landen. Wie schon erwähnt, kamen wir später als geplant an und die Stadtführung für diesen Spätnachmittag wurde auf den nächsten Vormittag verschoben.

Deshalb erfolgte eine kurze Lagebesprechung vor dem Hotel. Alles lauschte sehr gespannt den Ausführungen von Otto und ab ging es in Kleingruppen, um Porto „bei Nacht“ zu erleben. Wer was, wo und wie erlebt hat, darüber schweigt der Chronist.
Auswirkungen waren beim Frühstück am nächsten Morgen nicht direkt zu erkennen.

Am nächsten Morgen ging es dann zu Fuß zusammen mit Fatima auf zu einer ersten Stadtführung. Fatima versuchte mit ihrem immer hochgehaltenen Schirm die Gruppe beieinander zu halten.

Es begann eine Entdeckungsreise gespickt mit Geschichten und Daten über Kathedralen, Kirchen, Könige, Prinzessinnen und Entdeckern.

Vorbei an der Jesuitenkirche „Igreja dos Grilos“ aus dem 17.Jahrhundert mit seiner frühbarocken Front, die wie eine Theaterkulisse aufragt, ging es in Richtung der „Kathedrale Sé“, einem wehrhaften romanischen Bau, der ursprünglich aus dem 12. Jahrhundert stammt und im 17. und 18.Jahrhundert umgebaut wurde. In dieser Kathedrale ehelichte Joáo I. seine Filipa und besiegelte damit das englisch-portugissche Bündnis. Dort wo heute die Kathedrale steht, stand ehemals eine große Moschee.

Auf dem Platz vor der Kathedrale steht imposant der Schandpfahl/Pranger (Pelourinho), an dem zur Abschreckung die zum Tode Verurteilten weithin sichtbar aufgehängt wurden.

Direkt nebenan ist der prächtige „Palacio Episcopal“ (Bischofspalast) zu sehen, der im 18. Jahrhundert von Nicolau Nasoni errichtet wurde. Auch der mittelalterliche „Torre da Cidade“ (Stadtturm), der etwas unterhalb der Kathedrale steht, fand die Beachtung der Gruppe.

Von dem Platz aus hatten wir einen wunderschönen Blick auf Teile der Altstadt und den Verlauf der „Cais da Ribeira“, der Uferstraße Portos. Zu erkennen waren auch die „Igreja da Misericordia“, mit dem höchsten Turm Portos und die Kirche „Sao Francisco“ (14.-16.Jh.) sowie der prächtige „Palácio Episcopal“.

Wir gingen abwärts durch verschlungene und enge Gassen des volkstümlichen „Barredo“ Viertels und erfuhren dabei, dass es sich um das ehemalige Judenviertel Portos handelt. Um das Viertel wieder attraktiver werden zu lassen, werden die Besitzer der schmalen Häuser und Wohnungen nun verpflichtet, Sanierungen durchzuführen, andernfalls drohen Sanktionen.

Auf dem Weg zur Börse wurde uns die „Casa do Infante“, die Geburtsstätte Heinrich des Seefahrers (Dom Henrique o Navegador; *4.03.1394 in Porto; † 13.11 1460 in Sagres) gezeigt. Er war Infant (Prinz) von Portugal aus dem Hause Avis. Die von ihm initiierten Entdeckungsfahrten entlang der westafrikanischen Küste begründeten die portugiesische See- und Kolonialmacht und stellen den Anfang gegenüber der europäischen Expansion dar. Ein Denkmal des Infanten steht am Platz „Largo do Terreiro“ vor der Markthalle.

Der Mittelpunkt des Platzes wird jedoch vom Börsenpalast „Palácio da Bolsa“ bestimmt, doch dazu mehr von der Chronistin Klaudia, die sich ab diesem Zeitpunkt voll und ganz auf die Ausführungen von Fatima konzentrierte.


Besuch der Schule in Olivera de Bairro
Dienstag, 3. Oktober 2006

Auf der Hinreise zu unserem Zielort bereitet uns unsere Reiseführerin Fatima durch Informationen über die Wirtschaftsentwicklung und das Bildungswesen Portugals auf den bevorstehenden Schulbesuch vor. Wir erfahren, dass Portugal Probleme mit vielen arbeitslosen Akademikern und mit einem sehr schlechten Abschneiden bei der PISA-Studie hat (letzter Platz). Besonders große Probleme bereitet allen das Fach Mathematik. Außerdem gibt es einen sehr hohen Numerus clausus. (Irgendwie kommt uns das meiste bekannt vor.)

Als wir nach 90-minütiger Busfahrt pünktlich an der Schule in Olivera de Bairro, der Partnerschule des Mercator Berufskollegs in Moers, ankommen, werden wir freundlich vom Schulleiter Henrike Tomas und von Alberto …, dem am Austauschprojekt mit dem Mercator BK direkt beteiligten Kontaktlehrer, sowie einigen Lehrerinnen und ca. 20 Schülerinnen und Schülern empfangen. In einer kurzen Begrüßungsansprache informiert uns der Schulleiter allgemein über seine Schule und fordert uns auf, uns alles anzusehen. Natürlich bleibt dazu keine Zeit – laut Programm sind lediglich 60 Minuten für den Besuch vorgesehen – aber wir nutzen die Zeit für eine intensive Befragung, insbesondere der anwesenden Lehrerinnen. So erfahren wir, dass an dieser Schule 60 Lehrer(innen) Unterricht von der 7. bis zur 12. Klasse, also bis zum Abitur geben.

In den unteren Klassen beträgt die Anzahl der Schüler ca. 25, in den oberen Klassen sind es eher weniger. Hauptfächer sind Science, Mathe, Bio, Englisch, Französisch, Geschichte, Geologie, Latein, Wirtschaft, Sozialwesen, Technik.

2 von 5 oberen Klassen haben den Schwerpunkt Technologie/Naturwissenschaften. Die Ausrichtung besteht einerseits in der Vorbereitung auf Fachberufe. Hier wird auch mit Betrieben kooperiert. Ein besonderer Schwerpunkt ist eine berufliche Vorbereitung für Keramik-Berufe, da in der Umgebung zahlreiche Unternehmen Keramik herstellen. Außerdem gibt es eine sozial-pflegerische Ausrichtung, also für Pflegeberufe, meist für Heime. Insgesamt werden 400 SchülerInnen in sehr unterschiedlicher Ausrichtung ausgebildet.

Die anschließende lebhafte Diskussion, teils im Gruppenkreis, teils im Gespräch in Kleingruppen offenbart mitunter Erstaunliches oder bestätigt die Erwartungen:

Es gibt zunächst keine geschlechtsspezifische Ausrichtung der SchülerInnen. Dennoch entscheiden sich (erwartungsgemäß) Mädchen eher für den Sozialbereich und Jungen für die technische Ausrichtung.90 % aller SchülerInnen dieser Schule, die studieren wollen, schaffen auch den Numerus clausus (allerdings nicht für Medizin). (Hinweis: nicht alle wollen studieren!)Was macht den SchülerInnen am meisten Spaß? - Natürlich die Freunde, der gute Zusammenhalt … (Wen wundert die Antwort?)Die Schule ist als Ganztagsschule organisiert mit Unterricht von 8:30 – 17:30 und 19:15 – 24:00 Uhr. Wir können letzteres kaum glauben. Die Zuordnung zu den uns geläufigen Begriffen Fort- und Weiterbildung erweist sich als schwierig. Vertretungsunterricht wird durch Lehrer, die dann frei haben erteilt. Darüber sind aber weder Lehrer noch Schüler glücklich. Allerdings unterrichten die Lehrer in Portugal auch nur 22 Wochenstunden. Es ist schwer für Lehrer in Portugal, eine Anstellung zu finden. Aufgrund der schlechten Bedingungen (häufig nur Jahresverträge) besteht eine hohe Fluktuation. 60 % der Lehrer haben gewechselt. Daher besteht jetzt die Verpflichtung, mindestens 3 Jahre an der Schule zu bleiben. Lehrer haben in Portugal die höchste Selbstmordrate.

Die Zeit vergeht wie im Flug und wird uns mit liebevoll vorbereitetem Gebäck, Kaffee und für jeden eine kleine Flasche Portwein zum Mitnehmen auch noch so versüßt, dass der Abschied schwer fällt.

Die Weiterfahrt nach Coimbra bereichert unsere Vorstellung von dem, was es alles so gibt, um ein weiteres Highlight: das Denkmal des Spanferkels.


Castello de Vide
Montag, 4. Oktober 2006

Wir verlassen gegen 9.oo Uhr bei bedecktem, regnerischen Himmel das schöne „Luxus“ Hotel -des Templarios- in Tomar zur Fahrt ins 150 Km entfernte Castello de Vide nahe der spanischen Grenze. Vorbei an dem z.Zt. größten Stausee Portugals überqueren wir bei Abrantes den längsten Fluss Portugals, den Tejo (ca. 1ooo Km lang davon 275 Km in Portugal) Der Tejo teilt das Land in einen regnerischen grünen, bergigeren Nordteil, sowie in einen wärmeren, trockeneren, flachen Südteil) .Entlang der Fahrtroute auf der neuen N2 Autobahn entdecken wir viele Waldbrandflächen der letzten Jahre mit grünem Unterwuchs aber schwarzen Baumwipfeln. Aber es gibt auch viele Neuaufforstungen mit Eukalyptus-bäumen. Dieser schnell wachsende Baum liefert Fasergrundstoffe für die Holzindustrie. Er benötigt jedoch sehr viel Wasser, laugt aber den Boden sehr stark aus. Gegen Mittag erreichen wir das 6oo m hoch gelegene 5ooo EW zählende Castello de Vide.

Das Erscheinungsbild der„weißen Stadt“ ,wie sie auch genannt wird, wird von einer Kastellruine beherrscht. Ihr mittelalterliches Stadtbild ist weitgehend noch erhalten. Enge, steile Gassen, schöne Winkel, Türen, Gärten, kleine Türen, schmiedeeiserne Tore und Balkone sowie eine großzügige Einkaufsstrasse mit barocken Kirchen, Palästen und dem Rathaus kennzeichnen die Stadt.
Fatima unsere Reiseleiterin führte uns durch die engen, steilen Gassen mit immer neuen Sichtperspektiven hinauf zum historischen, zu Beginn des 14.Jhdt. über den Ruinen einer Maurenburg erbauten Castello. de Sao Roque. Leider war die in der Judaria (dem jüdischen Viertel) gelegene mittelalterliche Synagoge geschlossen. (!373 und 1449 erfolgten große Judenverfolgungen und 1496 wurden alle Juden aus Spanien und Portugal vertrieben. Viele Juden ließen sich in dieser Zeit auch christlich Zwangstaufen . Sie wurden als Maranas - neue Christen - bezeichnet) Am Castello befinden sich Reste einer Megalith Kultstätte sowie ein wunderschöner überdachter Renaissancebrunnen.(Fonte de Villa). Von der begehbaren Burgruine hat man eine sehr schöne Aussicht auf die Berge und Ebene der Serra Mamede. Besichtigt wurde auch eine kleine Kapelle aus dem 17.Jhdt. die im Inneren vollständig mit Azulejos (blauen Kacheln) ausgekleidet war. Die Azulejos in sogen. Majolicatechnik haben ihren Ursprung in moslemischer Zeit. Sie dienten vielfach der verarmten Bevölkerung als billiger dauerhafter Wandschmuck statt Tapeten. Nach einem gassenreichen Abstieg und einem kleinen Stadtbummel ging die Fahrt weiter durch den Alentejo, vorbei an vielen Korkeichen, Olivenbäumen in Richtung Evora.

Randinformationen von Fatima während der Fahrt

Entsprechend den Auflagen der EU muss Portugal als „geringer“ Energieerzeuger bis 2010 - eine 30%ige „alternative“ Energieerzeugung aufbauen. dazu gehören z.B.

- Solarenergieanlagen im Alentejo
- eine Erdgaspipeline aus Algerien
- ein Großtanklager für flüssiges russisches Erdgas
- der Bau von Stauseen mit Wasserkraftwerken.

Portugal hatte in der Vergangenheit eine hohe Auswandererquote und hat diese auch noch heute jedoch in geringerem Maße. Es arbeiten auch viele Saisonarbeiter aus der Ukraine, Rumänien sowie aus den ehemaligen Kolonien wie z.B. Angola im Land. Die Geburtenrate ist eine der Geringsten in der EU.


Gemeinsames Abendessen

bei Fado und Folklore im Restaurante Tipico Adega Mesquita in Bairro Alto, Lisasabon
Donnerstag, 05.10.2006

Wer behauptet, er wisse, was FADO ist, sagt die Unwahrheit. Welchen Ursprung der Fado wirklich hat, weiß niemand genau. Der FADO (wörtlich: Schicksal) ist der volkstümliche Musikstil der Lissabonner und der Studenten der Universitätsstadt Coimbra, die wir auch besuchten. Er handelt von Kummer und Leid, von enttäuschter Liebe und Abschiedsschmerz, aber auch von den kleinen Freuden des Lebens und besingt die Stadt Lissabon und deren Bewohner. Im FADO äußert sich die wehmütige Grundstimmung der Portogiesen, die so genannte „SAUDADE“. Begleitet wird der Gesang durch eine sechs- und zwölfsaitige Gitarre. Es gibt aber auch den instrumentalen FADO.

Zwischen den verschiedenen Gängen unseres Abendessens traten zwei Fadosängerinnen (doce fadistas) und ein Sänger auf, die u.a.Lissabon und Land und Leute besangen. Besonders beeindruckend war der Fado instrumental, wobei der die zwölfsaitige Gitarre spielende Künstler zur Hochform auflief, was auch der Gruppe sehr gefiel. Aber auch zwei Folklore-Auftritte gaben einen Einblick in volktümliche Tänze Portugals.

Unser Abendessen, das wir leider im Dunklen, teilweise kalt und auch während der Auftritte einnehmen mussten, bestand im Einzelnen aus vier Gängen:

Grünkohlsuppe mit Kartoffeln, CALDO VERDE
Weißling mit Kartoffeln, PESCADA
Kalbfleisch, ESCALOPES DE VITELA
Eis - OBLADO

Dazu gab es reichlich Weiß- und Rotwein, die erheblich dazu beitrugen, die Stimmung nach einem doch recht touristisch angelegten Abend zu verbessern. Gegen 22:40 Uhr verließen wir TIPICO-RESTAURANTE-ADEGA MESQUITA