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Besuch der Schule in Olivera de BairroDienstag, 3. Oktober 2006
Auf der Hinreise zu unserem Zielort bereitet uns unsere Reiseführerin Fatima durch Informationen über die Wirtschaftsentwicklung und das Bildungswesen Portugals auf den bevorstehenden Schulbesuch vor. Wir erfahren, dass Portugal Probleme mit vielen arbeitslosen Akademikern und mit einem sehr schlechten Abschneiden bei der PISA-Studie hat (letzter Platz). Besonders große Probleme bereitet allen das Fach Mathematik. Außerdem gibt es einen sehr hohen Numerus clausus. (Irgendwie kommt uns das meiste bekannt vor.)
Als wir nach 90-minütiger Busfahrt pünktlich an der Schule in Olivera de Bairro, der Partnerschule des Mercator Berufskollegs in Moers, ankommen, werden wir freundlich vom Schulleiter Henrike Tomas und von Alberto …, dem am Austauschprojekt mit dem Mercator BK direkt beteiligten Kontaktlehrer, sowie einigen Lehrerinnen und ca. 20 Schülerinnen und Schülern empfangen. In einer kurzen Begrüßungsansprache informiert uns der Schulleiter allgemein über seine Schule und fordert uns auf, uns alles anzusehen. Natürlich bleibt dazu keine Zeit – laut Programm sind lediglich 60 Minuten für den Besuch vorgesehen – aber wir nutzen die Zeit für eine intensive Befragung, insbesondere der anwesenden Lehrerinnen. So erfahren wir, dass an dieser Schule 60 Lehrer(innen) Unterricht von der 7. bis zur 12. Klasse, also bis zum Abitur geben.
In den unteren Klassen beträgt die Anzahl der Schüler ca. 25, in den oberen Klassen sind es eher weniger. Hauptfächer sind Science, Mathe, Bio, Englisch, Französisch, Geschichte, Geologie, Latein, Wirtschaft, Sozialwesen, Technik.
2 von 5 oberen Klassen haben den Schwerpunkt Technologie/Naturwissenschaften. Die Ausrichtung besteht einerseits in der Vorbereitung auf Fachberufe. Hier wird auch mit Betrieben kooperiert. Ein besonderer Schwerpunkt ist eine berufliche Vorbereitung für Keramik-Berufe, da in der Umgebung zahlreiche Unternehmen Keramik herstellen. Außerdem gibt es eine sozial-pflegerische Ausrichtung, also für Pflegeberufe, meist für Heime. Insgesamt werden 400 SchülerInnen in sehr unterschiedlicher Ausrichtung ausgebildet.
Die anschließende lebhafte Diskussion, teils im Gruppenkreis, teils im Gespräch in Kleingruppen offenbart mitunter Erstaunliches oder bestätigt die Erwartungen:
Es gibt zunächst keine geschlechtsspezifische Ausrichtung der SchülerInnen. Dennoch entscheiden sich (erwartungsgemäß) Mädchen eher für den Sozialbereich und Jungen für die technische Ausrichtung.90 % aller SchülerInnen dieser Schule, die studieren wollen, schaffen auch den Numerus clausus (allerdings nicht für Medizin). (Hinweis: nicht alle wollen studieren!)Was macht den SchülerInnen am meisten Spaß? - Natürlich die Freunde, der gute Zusammenhalt … (Wen wundert die Antwort?)Die Schule ist als Ganztagsschule organisiert mit Unterricht von 8:30 – 17:30 und 19:15 – 24:00 Uhr. Wir können letzteres kaum glauben. Die Zuordnung zu den uns geläufigen Begriffen Fort- und Weiterbildung erweist sich als schwierig. Vertretungsunterricht wird durch Lehrer, die dann frei haben erteilt. Darüber sind aber weder Lehrer noch Schüler glücklich. Allerdings unterrichten die Lehrer in Portugal auch nur 22 Wochenstunden. Es ist schwer für Lehrer in Portugal, eine Anstellung zu finden. Aufgrund der schlechten Bedingungen (häufig nur Jahresverträge) besteht eine hohe Fluktuation. 60 % der Lehrer haben gewechselt. Daher besteht jetzt die Verpflichtung, mindestens 3 Jahre an der Schule zu bleiben. Lehrer haben in Portugal die höchste Selbstmordrate.
Die Zeit vergeht wie im Flug und wird uns mit liebevoll vorbereitetem Gebäck, Kaffee und für jeden eine kleine Flasche Portwein zum Mitnehmen auch noch so versüßt, dass der Abschied schwer fällt.
Die Weiterfahrt nach Coimbra bereichert unsere Vorstellung von dem, was es alles so gibt, um ein weiteres Highlight: das Denkmal des Spanferkels.